Armut und Umwelt

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Im Vorfeld der COP26 in Glasgow versammelte das nationale Koordinationstreffen am 30. Oktober 2021 im nationalen Zentrum in Treyvaux rund 40 ATD Vierte Welt AktivistInnen, Verbündete und ständige Volontäre und Volontärinnen. Caroline Lejeune, eine Expertin für die Zusammenhänge zwischen sozialer Prekarität und Umweltproblemen, war der „Gast des Tages“. Ihre Worte lösten zahlreiche – teils unterschiedliche – Überlegungen und Reaktionen aus. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl davon. Ein kurzer Bericht aus Glasgow schliesst diesen Artikel ab.

In Treyvaux…

Auf internationaler Ebene ist die Bewegung sehr engagiert in ökologischen Überlegungen, in Fragen der Umweltgerechtigkeit und der sozialen Gerechtigkeit.

All das hat Auswirkungen auf das Leben der Menschen, und die Ärmsten werden als Erste einen hohen Preis dafür zahlen müssen. Bei ATD müssen wir noch eine ganze Menge Arbeit leisten, um zu verstehen, was dieser ökologische Übergang bedeutet und mit sich bringt.

Menschen, die von Armut betroffen sind, achten seit jeher auf Ressourcen. Sie bemühen sich, die Lebensdauer ihrer Geräte zu verlängern und nichts zu verschwenden.

Zurzeit ist es in meiner Wohnung kalt. Ich heize noch nicht. Wenn ich heize, heize ich nicht das ganze Haus, sondern nur die Räume, die ich benutze.

Die soziale Dringlichkeit ist nicht losgelöst von der ökologischen Dringlichkeit: Sie sind zwei Seiten derselben Medaille. Es ist jedoch nicht einfach, sich diese Fragen zu eigen zu machen: Was bedeutet Ökologie für mich? Welche Rolle spielt sie und wird sie in meinem Leben spielen?

Bio, Elektroautos, Sonnenkollektoren usw.: Das ist mir zu teuer. Wir müssen diese beiden Themen, Ökologie und Armut, gleichzeitig angehen. Denn es ist dringend notwendig.

Zum Abschluss der von ihr angeregten Diskussion bot Caroline Lejeune keine fertigen Lösungen an. Stattdessen betonte sie zwei Punkte: Armutsbetroffene Menschen verfügen über ein besonderes Wissen über die Umwelt, und es ist entscheidend, dass sie dieses Wissen mit der gesamten Gesellschaft teilen können. Entscheidend für die Gesellschaft und entscheidend für sie selbst.

… und in Glasgow

ATD Vierte Welt war in Glasgow vertreten und nahm an der COP26 teil. Ziel war es, dafür zu sorgen, dass die Ärmsten bei den Klimaverhandlungen nicht vergessen werden. Die Delegierten trafen dort mit MinisterInnen und VertreterInnen von Institutionen und Verbänden zusammen, um immer wieder auf die Notwendigkeit hinzuweisen, den Kampf gegen die Armut in den Kampf gegen den Klimawandel einzubeziehen. Um auf die Notwendigkeit hinzuweisen, die Übergangspolitiken und Übergangsprogramme auf der Grundlage der Erfahrungen der Ärmsten zu erarbeiten, damit sich die umgesetzten Projekte nicht gegen sie wenden.

Diese Informations-, Sensibilisierungs- und Überzeugungsarbeit wird fortgesetzt werden müssen, denn wie wir inzwischen wissen, hat die COP26 ihre Versprechen nicht gehalten – insbesondere gegenüber den Ärmsten.

Bearbeitet von Perry Proellochs, Redakteur ATD Vierte Welt

Einen ausführlicheren Bericht über die COP26 finden Sie (auf Französisch) unter www.atd-quartmonde.fr.