Eine Realität, die ich kaum kannte

„Eine Realität, die ich kaum kannte“: Elias, 21 Jahre, macht seinen Zivildienst von zu Hause aus.

Bild: Elias vor einem der Pavillons des nationalen Zentrums, Treyvaux.

Elias, 21 Jahre, macht seinen Zivildienst von zu Hause aus und berichtet von seiner Erfahrung.

Ich mache bei ATD Vierte Welt einen Zivildiensteinsatz von vier Monaten. Ein fünfwöchiger Einsatz war vorgesehen. Angefangen habe ich eine Woche nach dem Eintreten des Lockdowns.

Ich kannte ATD vorher nicht. Ihre Vision sprach mich an: „Für eine Welt ohne Elend und Ausgrenzung“. Ich wollte diese Bewegung im Rahmen des Zivildiensts kennenlernen. Aufgrund des Coronavirus und den damit verbundenen Konsequenzen, fielen viele meiner vorgesehenen Aufgaben weg. Die Frage stellte sich, was ich vom Homeoffice aus machen kann. 

Neben Arbeiten wie transkribieren und Protokolle führen, übernahm ich eine Mitverantwortung bei der Solidaritätskampagne während der Corona-Krise. Bis zum heutigen Tag sind sieben wöchentliche Chroniken geschrieben worden. In diesen werden Erfahrungen von armutsbetroffenen Personen, Verbündeten und von ständigen Volontären gesammelt und nach Thema geordnet. Während des Arbeitsprozesses mussten wir uns (Team bestehend aus drei Leuten) jede Woche fragen, was wichtige und aktuelle Anliegen sind für Menschen, die doppelt von der Krise betroffen sind, so zum Beispiel die Trennung zwischen Eltern und ihren platzierten Kindern oder die Ungleichheit im Hinblick auf digitale Medien. 

Ich konnte so eine Realität kennenlernen, die ich vorher nicht gut kannte. Ich hätte auch nie erwartet, dass ich eine solche Arbeit, die mich in eine Verantwortung und eine Realität stellt und mich herausfordert, als Zivildienstler machen kann. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit. Diese Arbeit verbunden mit einer vertieften persönlichen Auseinandersetzung mit der ATD-Thematik (durch Gespräche und Lektüre), haben mich zum Schritt motiviert meinen Einsatz bei ATD zu verlängern.

Seit den ersten Lockerungen gehe ich jeden Tag ins nationale Zentrum in Treyvaux. Die Ruhe, die Einzigartigkeit und die Geschichte dieses Ortes faszinieren mich. Ich bin froh, dass ich meinen Einsatz verlängert habe, da ich die Bewegung erst am Kennenlernen war und mehr davon erfahren und verstehen wollte. Deshalb wurde jetzt ein Zeitraum pro Woche reserviert, indem ich mit Volontären der Bewegung über ATD sprechen und Fragen stellen kann. Das und andere Bestandteile meines Einsatzes haben mir klargemacht, dass es sich hier um mehr als eine Arbeit handelt. Es ist ein Einsatz, eine Begegnung von Menschen und Realitäten.

Elias Mugglin

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