Mit vereinten Kräften für ein Europa ohne Angst und Armut – 12. Europäische Volksuniversität Vierte Welt

CHF 9.00

Vierte Welt Verlag. Format A4.
40 Seiten. 2012.

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Beschreibung

Vor dem Hintergrund der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise werden die am meisten benachteiligten Menschen in Europa immer mehr sich selbst überlassen, stigmatisiert und kontrolliert.

Europa wird nicht als Europa der Menschenrechte, der Demokratie und des Friedens funktionieren können, wenn die ärmsten Menschen keinen Platz darin haben.

Die 12. Europäische Volksuniversität Vierte Welt wurde in Brüssel von der Internationalen Bewegung ATD Vierte Welt und dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss gemeinsam veranstaltet. Am 5. März 2012 haben 120 Vertreterinnen und Vertreter aus 10 Ländern ihre Mobilisierung für die Menschenwürde und die Rechte der Bürgerinnen und Bürger bekräftigt. Sie haben einen Dialog mit europäischen Verantwortungsträgern geführt. «Wir, die gewählten Volksvertreter, müssen zuhören und Gesetze machen, die Ihre Aussagen berücksichtigen», betonte Isabelle Durant, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments.

Auszug

Bürger sein heisst, in die uns betreffenden Entscheidungen eingebunden zu werden

Man hat für mich über meinen beruflichen Werdegang entschieden

Schweizer Delegation: Ich wurde gefragt, was ich später einmal werden wollte, wofür ich mich interessieren würde. Jeder von mir geäusserte Wunsch wurde gleich abgelehnt, unter dem Vorwand, ich wäre nicht in einer höheren Schule gewesen. Tatsächlich habe ich eine Förderklasse besucht, nicht, wil ich nicht genügend Fähigkeiten besitzen würde, sondern weil ich eine Behinderung habe: ich kann nicht richtig hören. Mit einem Schulabschluss der Förderklasse gilt man als Taugenichts, zum Arbeiten völlig ungeeignet. Also entschied man an meiner Stelle. Daher habe ich eine Lehre in einem Behindertenzentrum angefangen, obwohl das überhaupt nicht dem entsprach, was ich tun wollte.

Wie kann man sich als Bürger fühlen, wenn man von seinen Eltern, von seinen Geschwistern getrennt wurde, ohne an den Entscheidungen beteiligt gewesen zu sein?

Laura Mason (Grossbritannien): Mehrere meiner Kinder wurden fremdplatziert. Vor Gericht hat man meine Kinder nicht zu Wort kommen lassen. Ein Kind ist bei meinem Vater. Obwohl dies für mich eine echte Entlastung war, darf ich ihn mit meinem Kind nur zweimal pro Jahr sehen, aufgrund einer gerichtlichen Entscheidung, die ihn als Adoptivvater anerkennt. Meine anderen Kinder leben getrennt voneinander; sie haben keine Gelegenheit, sich zu sehen. Und meine beiden Töchter, die mit mir leben, dürfen ihren Grossvater nicht sehen. Meine Familie wurde also völlig auseinandergerissen. Meine Kinder wollen zu mir nach Hause zurück, man lässt sie aber nicht; sie dürfen sich ja nicht mal untereinander treffen. Und wenn sie einmal 16, 18 Jahre alt sind, dann wollen sie vielleicht nicht mehr an der Gesellschaft teilhaben, weil man sie nie darum gebeten hat. Ich würde mir wünschen, dass in Grossbritannien Kinder nach ihrer Adoption eine Verbindung zu ihren natürlichen Eltern und ihren Geschwistern aufrechterhalten können.